Vorbemerkung unterschiedliche Konfessionen

„Katholisch“ wird üblicherweise als Synonym für „Römisch-katholisch“ verstanden. Nicht zu verwechseln ist aber die (vergleichsweise sehr kleine) Christkatholische Landeskirche mit der Römisch-katholischen Landeskirche. Gerade beim Thema Frauenweihe gibt es hier eine fundamentale Differenz, denn bei der Christkatholischen Kirche ist die Frauenordination (oder Frauenweihe), also die Zulassung von Frauen zu den geistlichen Ämtern in einer Kirche, schon im letzten Jahrhundert eingeführt worden.

Katholische Frauenweihe: Ein umstrittenes Thema

Die Frage nach der Weihe von Frauen ist eines der kontroversesten Themen innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Seit Jahrhunderten ist das Weiheamt – und damit der Zugang zu den Ämtern des Diakons, Priesters und Bischofs – Männern vorbehalten. In der historischen Auslegung basiert diese Regelung basiert auf der Überzeugung, dass Jesus gezielt nur Männer als Apostel berufen hat, eine Argumentation, die von vielen Kirchenvertretern als theologischer Grundsatz betrachtet wird.

In den letzten Jahrzehnten hat jedoch die Diskussion über die Rolle der Frau in der Kirche an Intensität zugenommen. Befürworter der Frauenweihe argumentieren, dass sich die Kirche mit dieser Haltung von einem grossen Teil der Gesellschaft entfremdet und ihre eigene Botschaft der Gleichheit und Menschenwürde untergräbt. Sie verweisen darauf, dass Frauen bereits in der frühen Kirche wichtige Führungsrollen innehatten, beispielsweise als Diakoninnen. Zudem betonen sie, dass Geschlecht kein Kriterium für die Berufung zum Dienst an Gott sein sollte.

Warum dürfen Frauen keine Priesterinnen werden?

Der Bischof von Chur erläuterte kürzlich die Position zur Frage „Warum dürfen Frauen keine Priesterinnen werden?“ folgendermassen:

Alle Päpste – bis in die Gegenwart – haben uns gelehrt, dass dies nicht möglich sei. Papst Franziskus setzt sich aber zugleich entschieden dafür ein, dass Frauen in der Kirche Führungsämter innehaben können und geht mit seinem Beispiel voran. In den letzten Jahren haben bereits einige Frauen entscheidende Positionen in der Kirche eingenommen. In meinen Bischofsrat, dem Leitungsgremium unseres Bistums, habe ich fast gleich viele Frauen wie Männer berufen.

Ok, alle Päpste haben gelehrt, dass die Weihe einer Frau nicht möglich sei. Damit steuert man aber vielleicht in diesem Jahrhundert krachend am Zeitgeist vorbei. Nach über zehn Jahren mit dem einst als Reformpapst gehandelten Franziskus zeigen sich nach der Weltsynode etliche Männer und Frauen irritiert und brüskiert. Die frühere Präsidentin der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz drückte es so aus: „Wie eine Klatsche ins Gesicht all jener, die sich seit Jahrzehnten für die gleiche Würde und die gleichen Rechte aller Menschen in der katholischen Kirche einsetzen.“

Aber sogar innerhalb der Kirche wird mit Nachdruck darauf verwiesen, dass die Weihe von Frauen den Priestermangel mindern könnte. Obwohl gelegentlich auch als Reformpapst angesehen, hat sich in der Tat auch der aktuelle Papst Franziskus dagegen ausgesprochen. Sein Rat, man solle sich nicht damit befassen, dürfte aber wohl kaum reichen, um den Reformbewegungen in der römisch-katholischen Kirche den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Die Frau aus Sicht von Papst Franziskus

Wie der Spiegel berichtete, äusserte sich Papst Franziskus kürzlich beim Besuch einer katholischen Universität in Belgien zur Rolle der Frau, worauf die Hochschule ungewöhnlich scharf reagierte:

spiegel.de: Katholische Universität rügt Papst Franziskus

In seiner Rede sagte der Papst, es sei hässlich, wenn die Frau sich zum Mann machen will:

Die Frau ist fruchtbare Aufnahme, Fürsorge, lebendige Hingabe. Die Frau ist Frau und das ist wichtig.

Die Universität stellte aber (das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit ignorierend) klar, eine ganz andere Haltung zu vertreten: Alle Menschen sollten sich an der Universität und in Gesellschaft entfalten können, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung. Und die Kirche solle dem gleichen Weg folgen.

Wir drücken unser Unverständnis und unsere Missbilligung gegenüber der von Papst Franziskus geäusserten Position bezüglich der Rolle der Frau in der Kirche und in der Gesellschaft aus.