Kann ich die Taufe aus dem Kindesalter rückgängig machen?
Die kurze Antwort ist: Nein.
Im Detail ist die Situation etwas komplizierter. Warum überhaupt „enttaufen“ oder „ent-taufen“? Im Laufe des Lebens wenden sich manche Menschen nicht nur von der Kirche ab, sondern empfinden es manchmal als Belastung, Mitglied der Kirche gewesen zu sein und damit in gewisser Weise Teil von Missbrauch und Unrecht gewesen zu sein.
Zwar kann man sich mit dem Kirchenaustritt offiziell von der Kirche trennen und stoppt damit Mitgliedschaft und Kirchensteuerpflicht. Aber die Taufe bleibt.
Verfällt die Taufe bei einem Austritt aus der Kirche?
Hierzu ist die kirchliche Position ganz klar: „Nein. Gott sieht das Herz, nicht das Äussere oder das Geld. Im Grunde können wir nicht aus der Kirche austreten. Denn die Verbindung zu Gott ist viel mehr als eine Formalität.„
Die katholische Kirche sieht die Taufe als einen heiligen und unwiderruflichen Bund mit Gott. Es gibt kein Ritual, das diese Bindung aufheben könnte. Wer getauft wurde, bleibt nach kirchlicher Lehre auf spiritueller Ebene immer ein Teil der Gemeinschaft, auch wenn er sich von der Institution abwendet. Die Gnade, die durch die Taufe verliehen wird, gilt als unauslöschlich.
Viele empfinden diese Sichtweise als problematisch, besonders weil die meisten Menschen im Säuglingsalter getauft werden, ohne selbst darüber entscheiden zu können. Erst später werden sie mit den Konsequenzen dieser Entscheidung konfrontiert. Das Bewusstsein, dass sie einen Bund eingehen mussten, den sie nie gewählt haben, lässt viele an ihrer Autonomie über ihre eigene spirituelle Zugehörigkeit zweifeln.
Der Satz „Einmal katholisch, immer katholisch“ taucht oft in Diskussionen über den Kirchenaustritt auf. Für viele Menschen, die sich von der katholischen Kirche lösen wollen, scheint die Taufe eine unüberwindbare Hürde darzustellen. Laut theologischer Lehre ist die Taufe ein unauslöschliches Sakrament, das die Zugehörigkeit zur Kirche auf Lebenszeit festlegt. Auch wer offiziell austritt, bleibt aus Sicht der Kirche immer Mitglied.
Die Sehnsucht nach vollständiger Loslösung
Diese Haltung sorgt bei vielen für Unverständnis. Der Kirchenaustritt wird oft als Akt der Selbstbestimmung und Unabhängigkeit angesehen. Menschen verlassen die Kirche, weil sie sich von deren Werten entfremdet fühlen, aus Enttäuschung oder aus grundsätzlicher Ablehnung. Doch die katholische Kirche argumentiert, dass die Taufe ein unauflösbares Band zu Gott knüpft, das auch durch einen Kirchenaustritt nicht zerbrochen werden kann.
Für Menschen, die sich vollständig von der Kirche entfremdet haben, reicht ein formaler Kirchenaustritt oft nicht aus. Sie wollen nicht nur die Kirchensteuer und die rechtliche Mitgliedschaft hinter sich lassen, sondern auch das spirituelle Band durch die Taufe lösen. Doch aus Sicht der Kirche ist dies unmöglich. Viele fühlen sich dadurch in einer Beziehung gefangen, die sie nie eingegangen sind und aus der sie nicht entkommen können. Dies löst bei vielen Frustration und Unzufriedenheit aus.
In einer Zeit, in der individuelle Freiheit und Selbstbestimmung zentral sind, wirkt die katholische Sichtweise auf viele veraltet. Der Wunsch, sich von der Kirche zu lösen, geht oft über die administrative Ebene hinaus. Es ist ein Ausdruck tiefer Distanzierung von einer Institution, mit der man sich nicht mehr identifiziert. Für viele Menschen steht dieser Wunsch im Konflikt mit der Unausweichlichkeit, die die Kirche ihrer spirituellen Bindung zuschreibt.