Bischof Bonnemain telefoniert mit Austrittswilligen
Die katholische Kirche steht in der Schweiz unter Druck: Die Zahl der Kirchenaustritte in der Schweiz steigt, und das Vertrauen vieler Gläubigen ist erschüttert. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, hat die Katholische Kirche des Kantons Zürich eine Telefonaktion unter dem Motto «Zweifel an der Kirchenmitgliedschaft? Rufen Sie an!» initiiert.
tagesanzeiger.ch: Telefonaktion im Kampf gegen KirchenaustritteFür diese Initiative konnte die Kirche den Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain gewinnen. Der Bischof selbst griff zum Telefonhörer, um mit Austrittswilligen direkt ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam mit anderen führenden Persönlichkeiten der Kirche nahm er sich mehrere Stunden Zeit, um die Anliegen, Sorgen und Kritik von Katholikinnen und Katholiken entgegenzunehmen. Der Telefontag wurde bewusst so terminiert, dass er jene erreichte, die aktuell mit einem Austritt aus der Kirche liebäugeln.
Die Aktion ist Teil eines umfassenderen Dialogs, den die katholische Kirche in der Schweiz derzeit sucht. Bischof Bonnemain zeigte sich offen für Kritik, die er als Chance zur Weiterentwicklung versteht. Trotz der belastenden Vergangenheit mit Vertuschungen und Verfehlungen betont die Kirche ihren Willen, Missstände aufzuarbeiten und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
Austretenden Personen schlechtes Gewissen eingeredet
Auch das Newsportal 20 Minuten hat über die Telefonaktion berichtet. Diese Telefonaktion ergänze die Kampagne «Kirchensteuer-wirkt» mit welcher durch Information im Internet die Mitglieder der Römisch-katholischen Kirche vom Kirchenaustritt abgehalten werden sollen.
Die 20 Minuten Redaktion stellte bereits vorgängig dem Bischof eigene Fragen betreffend Kirchenaustritt zu Punkten, welche in der Bevölkerung zuweilen fragwürdig erscheinen. Die betrifft die Schreiben, welche vom Pfarramt nach einem eingegangen Kirchenaustritt an die austretende Person verschickt werden, bevor einige Wochen später die zuständige Kirchgemeinde die Austritts-Bestätigung an das Steueramt und die austretende Person verschickt. Hier ein Beispiel eines solchen Briefes, welcher für die austretenden Personen verwirrend sein kann, weil es sich hier nicht um die effektive Kirchenaustritts-Bestätigung handelt:

Die Redaktion fragte den Bischof: Was ist Ihre Meinung zum Austrittsbrief, den die Austretenden je nach Kirchgemeinde erhalten?
Wir sind alle auf Hilfe angewiesen. Die Kirche leistet viel soziale Hilfe bei den Armen, Einsamen und Betagten. In den Spitälern und Gefängnissen gibt es immer einen Seelsorger, an den man sich wenden kann. Und wenn die finanzielle Hilfe in Form der Kirchensteuer nicht geleistet wird, dann geraten diese sozialen Leistungen in Schwierigkeit.