Noch im letzten Jahrhundert schien die römisch-katholische Kirche mit dem Gewicht einer 2000-jährigen Geschichte sich stoisch und unabänderlich auf Kurs der althergebrachten Dogmen durch die Zeit zu bewegen. Die schmerzhafte Erfahrung der Spaltung in der Reformationszeit machte es schwierig, auch nur kleine Reformen innerhalb der römisch-katholischen Kirche anzustossen. Kritiker hatten kaum eine Chance, sich untereinander zu vernetzen. Bei den wenigen Zeitungen, Radiostationen und Fernsehstationen war man kaum geneigt, sich zu exponieren – zu riskant, sich mit der Kirche anzulegen.

Doch das Internet hat den Zugang zu Informationen revolutioniert. Heute können Aktivisten und Reformbefürworter Nachrichten, Texte, Videos und Diskussionsforen in Echtzeit nutzen, um ihre Anliegen zu verbreiten. Dies fördert nicht nur die Bekanntmachung von Missständen innerhalb der Kirche, sondern auch die schnelle Verbreitung von Ideen für Reformen. Die wachsende Zahl der Kirchenaustritte trägt zur Dringlichkeit bei.

In Deutschland und in der Schweiz ist es der duale Aufbau mit staatsrechtlichen Körperschaften parallel zu den kirchlichen Strukturen, welcher es einfacher macht, Reformvorhaben anzuregen. In Deutschland ist mit dem sogenannten „Synodalen Weg“ eine strukturierte Debatte im Gang. Allerdings sind die entsprechenden Signale dazu aus dem Vatikan nicht sehr ermutigend.

Reformbestrebungen in der Schweiz

Bereits vor über zehn Jahren stimmten die Mitglieder der Römisch-katholischen Kirche Basel-Stadt und der Römisch-katholischen Landeskirche Baselland der kirchlichen Gleichstellungsinitiative mit grossem Mehr zu. In der Kirchenverfassung wurde somit die Forderung aufgenommen, darauf hinzuwirken, in der Römisch-katholischen Kirche die gleichberechtigte Zulassung – unabhängig von Zivilstand und Geschlecht – zum Priesteramt zu ermöglichen. Das heisst: Abschaffung des Pflichtzölibats und Zulassung der Frauen zum Priesteramt.

Bischof Gmür betonte jedoch, dass diese Anliegen in Rom nur als Anregungen und nicht als Forderungen eingebracht werden, um einen konstruktiven Dialog mit dem Vatikan zu ermöglichen. Auf einen solchen Dialog scheint der Vatikan aber keine Lust gehabt zu haben. Der Basler „Verein Kirchliche Gleichstellung“ hat sich dann einige Jahre später aufgelöst.

Eine weitere Initiative aus der Nordwestschweiz mit Beachtung in der ganzen Schweiz war das Projekt „Kirche mit den Frauen„. Zentrales Element war die Pilgerwanderung, um die formulierten Anliegen nach Rom zu tragen und dort die Anregungen für mehr Beteiligung der Frauen zu platzieren. Auch hier gab es seitens des Vatikans wenig Resonanz, und das Projekt „Kirche mit den Frauen“ ist eingeschlafen.

Weltsynode

Die Weltsynode 2021–2024 wurde von Papst Franziskus einberufen. Sie sollte das Thema „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ behandeln. Anfangs waren die Erwartungen gross, beim Abschluss nach drei Jahren dominiert jedoch Ernüchterung.

Papst-Nein zur Frauenweihe: Eine Klatsche ins Gesicht

Die Priesterweihe für Frauen als zweiter Weihegrad wagte man sich ja gar nicht erst zu erträumen. Aber vielleicht die Diakonatsweihe für Frauen? Oder wenigstens einen Fahrplan, der zur Diakonatsweihe für Frauen führen könnte?

Nein, Papst Franziskus hat das Frauendiakonat klar abgelehnt und mit seiner päpstlichen Unfehlbarkeit damit Hoffnungen im Keim erstickt. Das Medienportal kath.ch resümiert: „Er und auch der synodale Prozess verlieren in der Schweiz an Glaubwürdigkeit.“

kath.ch:  Papst-Nein zur Frauenweihe – Eine Klatsche ins Gesicht

Der Papst darum gebeten, dass man sich nicht mit der Möglichkeit des Frauendiakonats befassen soll und hat zum Ausdruck gebracht, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Frage des weiblichen Diakonats noch nicht ausgereift sei – damit ist die Diskussion an der Synode abgewürgt.

Der Entscheid des Papstes steht im krassen Widerspruch zu dem von ihm persönlich propagierten synodalen Weg. Sich gemeinsam auf den Weg machen und einander zuhören! Wo bleibt da das Zuhören? Einmal mehr wird deutlich: nicht die Fragen, Sorgen und Anliegen der Menschen stehen im Mittelpunkt, sondern im Zentrum geht es um Macht und Machterhaltung.

Diese päpstliche Verweigerung, nicht weiter über den Frauendiakonat debattieren zu dürfen, ist wie eine Klatsche ins Gesicht all jener, die sich seit Jahrzehnten für die gleiche Würde und die gleichen Rechte aller Menschen in der katholischen Kirche einsetzen.

Wie ernst ist einem Papst, der zu einer synodalen Kirche aufruft und anmahnt, und dann aber eine Basta!-Politik betreibt?

Wenn die unermüdlichen Beteuerungen der Bedeutung des Zuhörens und des wichtigen Beitrags der Frauen zu einer synodalen Kirche sich nicht als Leerformeln erweisen sollen, müssten der Papst und Kardinal Fernandez ausdrücklich anerkennen, dass weite Teile des Volkes Gottes und auch zahlreiche Bischöfe überzeugt sind, dass die Zeit für die Diakonatsweihe der Frau reif ist und die theologischen Einwände dagegen nicht überzeugen.

Der Papst hat nicht recht, die Kirche und das Kirchenvolk sind bereit für Weiheämter.