SRG-Umfrage zum Glauben an Gott in der Schweiz
Die Schweizer Landeskirchen verlieren seit Jahren Gläubige durch Kirchenaustritte. Dieser Trend hat sich jüngst noch deutlich beschleunigt. Die Gründe für diese Entwicklungen sind vielfältig. Neben den Auswirkungen wiederholter Skandale, wie etwa den bekannt gewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs, spielt auch die generelle Bedeutungslosigkeit der Religion im Alltag vieler Schweizerinnen und Schweizer eine Rolle. Eine von der SRG in Auftrag gegebene Meinungsumfrage liefert dazu weitere Einblicke.
swissinfo.ch: SRG-Umfrage zum Glauben an GottGlaube verliert an Bedeutung
Die SRG-Studie „Wie geht’s, Schweiz?“, durchgeführt vom Forschungsinstitut GFS Bern, beleuchtet die Einstellungen der Bevölkerung zu verschiedenen Themen, darunter erstmals auch Fragen zum Glauben. Die Ergebnisse sind bemerkenswert: Weniger als ein Drittel der Befragten glaubt stark an Gott, während mehr als die Hälfte angibt, überhaupt nicht an Gott zu glauben. Im Gegensatz dazu zeigt sich ein starkes Vertrauen in die Wissenschaft – drei Viertel der Befragten geben an, stark an wissenschaftliche Erkenntnisse zu glauben.
Mehr als die Hälfte der Schweiz glaubt nicht an Gott:
► Wie stark glauben Sie an Gott?
53% Ich glaube gar nicht an Gott
30% Ich glaube stark an Gott
17% Keine eindeutige Festlegung
Interessanterweise zeigt die Umfrage auch, dass jüngere Menschen mehr Vertrauen in die Wissenschaft haben als ältere, während der Glaube an Gott in älteren Generationen stärker vertreten ist. Zwischen den Sprachregionen gibt es ebenfalls Unterschiede: Französichsprachige glauben am wenigsten an Gott.
Eine Abkehr von traditionellen Glaubensformen
Die Studie offenbart zudem eine zunehmende Offenheit für alternative Glaubensformen. Während der Glaube an Gott rückläufig ist, glauben knapp 40 Prozent der Befragten an eine höhere Macht. Auch der Glaube an Spiritualität findet mehr Zustimmung als der traditionelle Glaube an Gott. Dies deutet auf einen gesellschaftlichen Wandel hin, der traditionelle und institutionalisierte Religionen zunehmend hinter sich lässt.
Nationale Identität und Religion
Die schrumpfende Rolle der Religion zeigt sich auch in ihrer wahrgenommenen Bedeutung für die nationale Identität der Schweiz. Nur ein Viertel der Befragten empfindet die Zugehörigkeit zu einer nationalen Konfession als wichtig für die Identität des Landes. Ganze 80 Prozent widersprechen der Aussage, dass es der Schweiz besser gehen würde, wenn die Bevölkerung religiöser wäre.
► Die Schweiz wäre besser dran, wenn die Menschen religiöser wären?
55% Trifft überhaupt nicht zu
24%Trifft eher nicht zu
12%Trifft eher zu
4% Trifft sehr zu
4% Keine eindeutige Festlegung
Die Ergebnisse der SRG-Umfrage zeigen deutlich, dass sich die religiöse Landschaft der Schweiz in einem fundamentalen Wandel befindet. Die Abkehr von den traditionellen Kirchen ist nicht nur Ausdruck individueller Glaubensentscheidungen, sondern auch ein Symptom für gesellschaftliche Veränderungen, in denen Wissenschaft und alternative Glaubensformen eine grössere Rolle spielen.